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sonic seducer (deutsch)
Sonic Seducer 2002
ENDRAUM
Herzklang spiegelt am Straßenrand
ENDRAUM - Das Ziel ist der Weg und die Vision die Realität
Mit einer CD von Endraum ist es wie mit einem guten Wein, man muß sich Zeit nehmen,
sie in Ruhe zu genießen. Hastig durchgehört dürfte sie kaum die Möglichkeit haben, ihre
wahre Qualität zu entfalten. So verhält es sich auch mit der aktuellen Veröffentlichung
"Herzklang spiegelt am Strassenrand", die den Hörer in bekannter Manier in die Welt eines
faszinierenden Duos entführt. Und jeder, der sich nur die Zeit nimmt, sich mit der Musik
von Endraum zu befassen, dürfte davon nur schwerlich wieder loskommen.
Sonic: Endraum einfach als Band zu bezeichnen, würde eurem Anspruch wohl kaum gerecht
werden, was bedeutet Endraum für euch?
Roman: Mittlerweile ist Endraum mehr als eine Art Projekt, als Vision zu sehen, da wir
niemals den Ansprüchen einer real existierenden Gruppe entsprechen würden. Endraum ist
Farbe, Klang und Raum. Endraum ist der Herzklang inmitten von Unruhen, inmitten des
Unmöglichen. Eine Band im Sinne einer Band hat immer etwas Nostalgisches. Songwriter
und Komponist treffen sich und das Lied ist im Kasten. Deshalb muß man Endraum sowohl
als eine nicht existente, als auch als eine existente "Formation" erkennen. Endraum als
Idee, Endraum als Ziel, vielleicht sogar als Weg zu beschreiben.
Sonic: Jedem Endraum-Album liegt ein Konzept zugrunde. Wie lautet das Konzept für die
aktuelle CD?
Roman: "Herzklang spiegelt am Straßenrand" ist der Herzschlag als Urrhythmus, ist der
Klang der Stille, das Geräusch, welches keines ist, und uns dennnoch begleitet.
"Herzklang spiegelt am Straßenrand" ist die Idee, die Vision, alles auf einen sehr
konktreten Nenner zu bringen. Alles wird auf das Minimum reduziert und hat dadurch die
Möglichkeit mehr zu sein. Der Herzklang als Basis, als Ausgangsposition. Herzklang als
etwas, was uns ständig begleitet, innerhalb von Situationen, die von einfachen
Gefühlsschwankungen reichen, bis hin zu einem absolutem Gehörsturz. Was ist der
Herzklang? Eventuell eine Idee für Einfachheit, aber auch die Vision von absolutem
Gefühl.
Vielleicht ist es auch ständig der Wunsch, alles zu verstehen, zu begreifen, alles
erklärbar zu machen, die Komplikation auszuschalten. Endraum ist so, wie Endraum ist:
Klang, Poesie und Bild.
Sonic: Die Musik von Endraum erschließt sich dem Hörer nicht auf Anhieb, man muß sich
Zeit nehmen. Gerade in der heutigen hektischen Gesellschaft nehmen sich die Leute immer
weniger Zeit, siehst du darin keine Gefahr?
Roman: Für Musik und Poesie gibt es in diesem Sínne nie eine Form der Gefahr, da sie
immer auf Emotionen, Gefühlen und dem täglichen Stimmungsbarometer basiert. Gefahr
entsteht nur in der Form von bewußter Kommerzialität. Im Moment, wo sich ein
musikalischer Gedanke nur noch um die Form des Erfolgs dreht, verliert er jegliche Form
der Emotion. Muß nicht unbedingt negativ sein, ist aber eine sehr einfache Weise, das
Leben der Hörers zu beeinflussen. Musik ist und wird weiterhin in das Unterbewußte Zugang
finden. Sie ist ein Ventil, was von Hörer zu Hörer unterschiedlich interpretiert wird.
Dadurch läuft sie niemals in Gefahr, unter sogenanntem Zeitdruck zu stehen, denn Musik
ist zeitlos, und sie wird immer nur für Momente mißbraucht, aber niemals das individuelle
Gefühl beeinflussen.
Sonic: Zum Gesamtkonzept gehört auch immer das Artwork einer ENDRAUM-CD. In welchem
Kontext kann man das aktuelle Artwork zum Konzept des Albums sehen?
Roman: "Artwork" ist ein Scheiß-Begriff, immer behaftet von Geschwindigkeit, von
Modernität, von gesellschaftlichen Normen. "Das Bild zur Musik" ist der Begriff. Das Bild
bei Endraum ist immer als ein Teil einer Idee zu sehen. Musik, Test und Bild. Drei
Elemente, die zu einer Idee, einer Vision führen.
"Endraum ist Zukunft und Vergangenheit."
Sonic: Schaut man sich eure Homepage an, kann man feststellen, daß euch eure Fans
und insbesondere euer Fanclub sehr wichtig sind. So gibt es etwa einige Fanclub-CDs.
Roman: Wir müssen ganz ehrlich gestehen, daß ein sogenannter Endraum-Fanclub als
solches, nicht ganz den Vorstellungen eines Fans entspricht! Der Fanclub ist eher
als Idee Endraums zu sehen. Unsere Musik ist greifbar und auch Endraum ist Realität,
kein Kult oder ähnliches. Wir sind da.Wir können erzählen und wir sind menschlich,
greifbar, erreichbar. Yvonne Voss leitet den Fanclub seit vielen Jahren und es war nie
das Ziel, etwas aufzubauen, was es nie zu greifen gilt.
Sonic: Endraum fühlt sich unter anderem beeinflußt von Joy Division, auch wenn das
musikalisch auf den ersten Blick nicht unbedingt zu erkennen ist. Wäre es da nicht
interessant, einen Joy Division-Klassiker im Endraum-Gewand zu covern?
Roman: Was für eine Frage, wer kennt denn heutzutage schon Joy Division, geschweige denn,
wer würde sich heute noch mit der Idee, dem Geist von einer Band auseinandersetzen, die
es seit über elf Jahren nicht mehr gibt? Das ist die Zeit, in der man erkennt, lernt und
entwickelt. Wenn man neu vertonte Klassiker von Joy Division nimmt, wie zum Beispiel
"Love Will Tear Us Apart", und man blickt auf die beschissenen Vertonungen zurück,
bleibt ein fahler Geschmack auf der Zunge und es bleibt nur der Gedanke "nach vorne
schauen"! Etwas zu covern, ist für unsere Idee eher ein Schritt zurück. Endraum ist
Zukunft und Vergangenheit, ist der Schritt nach vorn und das Gefühl, niemals aufzugeben.
Sonic: Das obligatorische Schlußwort?
Roman: Wird es in diesem Jar nicht geben.
Thorsten Kübler
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